Was denken eigentlich Anleger über die Märkte in Corona-Zeiten? Und: Wie gehen sie die Geldanlage an? Am besten ist es, man fragt sie. Ein Interview.
Marita und Heribert Schlüter legen seit vielen Jahren ihr Geld in Fonds an. Mit Flossbach von Storch haben sie sich über Geldanlage - nicht nur in Zeiten von Corona - unterhalten.
Wie erleben Sie die Corona-Zeit?
MARITA SCHLÜTER: Sie ist verrückt und beängstigend. Wir versuchen, das Beste daraus zu machen.
HERIBERT SCHLÜTER: Was anderes bleibt uns und allen anderen auch nicht übrig. Selbst wenn es manchmal nicht so leicht ist: Bleiben wir besser optimistisch!
Trotz Optimismus, was ängstigt Sie?
MARITA SCHLÜTER: Die Nachrichten über die Auswirkungen, wohin das alles führen kann. Firmenpleiten, die vielen Arbeitsplätze, die in Gefahr sind. Oder die gewaltigen Summen, die gezahlt werden müssen, weil allerorten das Geld wegen Corona fehlt. Wer soll das bitte schön alles bezahlen? Die Folgegeneration bekommt da einiges aufgebürdet. Und ich frage mich, ob irgendwann die große Inflation kommt, wie die Zeitung berichtet?
Fürchten Sie mehr die wirtschaftlichen oder mögliche gesundheitliche Folgen?
HERIBERT SCHLÜTER: Die Gesundheit steht an erster Stelle. Wenn Sie nicht gesund sind, nicht gesund bleiben, können Sie auch kein Geld ausgeben.
MARITA SCHLÜTER: Geld ist zwar auch wichtig, es gibt Sicherheit, folgt aber dem Gesundheitsaspekt erst mit Abstand.
Sie investieren Ihr Geld in Fonds - warum eigentlich?
HERIBERT SCHLÜTER: Die Finanzkrise 2008/09 war der Auslöser. Wir mussten damals feststellen, dass wir für unsere Bankeinlagen immer weniger Zinsen bekamen. Plussparen, Prämiensparen, wie auch immer; das, was am Ende dabei herumkam, wurde im Laufe der Jahre immer weniger. Dabei waren diese Sparkonten mal eine sehr sichere und bequeme Möglichkeit, Geld zu sparen.
MARITA SCHLÜTER: Als Sparer fühlten wir uns benachteiligt, als Kunde zweiter Klasse, wenn Sie so wollen. Wir haben deshalb begonnen, uns intensiver mit dem Thema Geldanlage zu beschäftigen und dabei festgestellt, dass es da noch mehr gibt als die Sparmöglichkeiten bei unserer Bank, die wir bis dahin kannten.
HERIBERT SCHLÜTER: Wir haben uns dann an die Hoppe Vermögensbetreuung gewendet und mit Herrn Linke einen sehr guten Berater an die Seite bekommen; mit ihm arbeiten wir seitdem vertrauensvoll zusammen.
MARITA SCHLÜTER: Er hat uns auch die Fonds empfohlen.
Und was sagt Ihr Bankberater dazu? Hat er nicht wieder versucht, Sie für Prämiensparen zu begeistern?
HERIBERT SCHLÜTER: Er hat natürlich gefragt, aber letztlich war das dann schnell geklärt. Es ist auch nicht einfach für ihn. Ihm wäre sicherlich auch lieber, wenn der Zins deutlich höher läge - und damit das Sparkonto attraktiver machte. Damit ließe sich auch besser werben bei den Kunden. Denn die meisten sind sehr vorsichtig bei der Geldanlage, glaube ich. Sie wollen vor allem nichts verlieren.
Sind Sie etwa unvorsichtig?
MARITA SCHLÜTER: Nein, das sind wir nicht. Wir waren immer vorsichtig, haben beispielsweise nie groß Schulden gemacht.
HERIBERT SCHLÜTER: Außer für das Haus ...
MARITA SCHLÜTER: Das stimmt. Jetzt hast Du mich rausgebracht (lacht). Wo war ich nochmal stehen geblieben?
HERIBERT SCHLÜTER: Dass wir vorsichtig sind. Immer schon waren.
MARITA SCHLÜTER: Ja, danke! Auch wir wollen natürlich kein Geld verlieren. Wir haben hart dafür arbeiten müssen. Und genau deswegen möchten wir auch, dass es mit der Zeit mehr wird, nicht weniger. Das ist doch der Sinn des Sparens. So haben wir es gelernt. Und so empfinden wir es auch als normal.
HERIBERT SCHLÜTER: Ich glaube, Zeit ist am wichtigsten. Als Anleger müssen Sie geduldig sein können. Da kann es dann auch mal heißen: Augen zu und durch! Die Phase geht vorüber. Wie so viele Phasen zuvor auch vorübergegangen sind.
So wie im März, als es an der Börse krachte?
HERIBERT SCHLÜTER: Ja, das ist schon verrückt. Das tut dann auch mal weh für den Moment!
Macht Sie das nervös?
MARITA SCHLÜTER: Ja, schon. Wir bekommen das natürlich mit über die Zeitung, das Internet oder die Nachrichten im Fernsehen; wir versuchen aber relativ entspannt zu bleiben.
Informieren Sie sich aktiv über das, was an den Börsen passiert?
HERIBERT SCHLÜTER: Wir sind klassische Zeitungsleser. Der Finanzteil ist sicherlich etwas, das wir sehr interessiert lesen, neben anderen Rubriken.
Schauen Sie auch regelmäßig auf die Fondspreise in Ihrem Depot, gerade in den vergangenen Wochen?
HERIBERT SCHLÜTER: Nicht ständig, eher unregelmäßig.
MARITA SCHLÜTER: Wir haben da großes Vertrauen in unseren Berater - und in die Fonds, die er uns empfohlen hat.
HERIBERT SCHLÜTER: Ist auch nicht das erste Mal, dass es nach unten geht an der Börse.
MARITA SCHLÜTER: Und vermutlich nicht das letzte Mal. In der Vergangenheit war das auch auszuhalten, weil die Fonds sich insgesamt gut entwickelt haben.
Gibt es ein konkretes Ziel, das Sie mit Ihrer Geldanlage verfolgen?
HERIBERT SCHLÜTER: Wir wollten immer zusätzlich etwas beiseitelegen für das Alter. Man kann nie wissen, vielleicht brauchen wir mal Pflege und müssen den Wohnsitz noch mal wechseln. Da beruhigt es, wenn man ein gewisses Polster aufbauen konnte, auf das man dann zurückgreifen kann, wenn es nötig ist.
Was ist denn Ihre größte Sorge, wenn Sie an Ihre Geldanlage denken?
MARITA SCHLÜTER: Wir sind da eigentlich ganz zuversichtlich. Für andere, die ihr Geld überwiegend auf dem Festgeldkonto haben, gibt es keinen Gewinn. Wenn eine Inflation kommt, trifft sie zwar letztlich alle, Sparer jedoch umso härter.
Wird der Zins jemals wieder steigen - was meinen Sie?
MARITA SCHLÜTER: Ich glaube nicht. Wie wollen Sie das denn alles bezahlen? Nehmen Sie doch nur Immobilien als Beispiel. Wenn der Zins deutlich steigen würde, könnte das niemand mehr tragen.
HERIBERT SCHLÜTER: Da mag ich meiner Frau nicht widersprechen. Sowieso nicht (lacht). Jüngere Menschen haben zwar noch lange Zeit, aber so lange nun auch wieder nicht.
Sie haben erwachsene, berufstätige Kinder. Ist Geldanlage ein Thema bei Ihnen, wenn Sie zu Besuch sind?
HERIBERT SCHLÜTER: Wir geben keine Anlagetipps, wenn Sie das meinen (lacht). Aber natürlich sprechen wir darüber. Über die Zinsen etwa. Glücklicherweise sind ihnen aufgrund ihrer Selbständigkeit und ihrer Ausbildung diese Themen nicht fremd. Das ist für die jüngeren Leute sehr wichtig. Für die Altersvorsorge. Sie werden es mal schwerer haben mit ihrer Rente als wir. Sich mit dem Thema zu beschäftigen und über die Möglichkeiten Bescheid zu wissen, ist deshalb unverzichtbar.
MARITA SCHLÜTER: Wir haben ihnen beigebracht, bei Schulden aufzupassen und Rücklagen zu bilden. Ich gehe davon aus, dass sie das auch machen.
HERIBERT SCHLÜTER: Das denke ich auch, ja.
Einen Tipp, besser: einen Ratschlag, möchten wir dennoch von Ihnen. Was würden Sie der Generation Ihrer Kinder denn bezogen auf die Geldanlage empfehlen?
HERIBERT SCHLÜTER: Wichtig ist es, früh damit anzufangen.
MARITA SCHLÜTER: Das würde ich auch sagen. Wenn sie eines haben, was die älteren Menschen nicht haben, dann ist es "mehr Zeit".
Vielen Dank für das Gespräch.
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Binder Manfred, MLS
allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger
Quelle: Flossbach von Storch
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