Was, wenn Inflation kommt?

09.02.2021

Covid-19 treibt die Staatsschulden in astronomische Höhen. Stellt sich die Frage, wie das jemals bezahlt werden soll? Es gäbe da eine Lösung.

Im abgelaufenen Haushaltsjahr (September 2020) betrug das Haushaltsdefizit der USA 3,132 Billionen US-Dollar. Das sind rund 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, also der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des gesamten Landes - oder mehr als die Defizite in den vier vorangegangenen Jahren zusammen und mehr als doppelt so viel wie im Jahr 2009. Damals mussten die Folgen der Finanzkrise bekämpft werden.

Finanzierbar ist das alles durch einen bislang kaum vorstellbaren Schulterschluss von Regierungen und Notenbanken. Letztere finanzieren, was immer der Staat braucht. Irgendwann wird diese Form der Staatsfinanzierung an ihre Grenzen stoßen - spätestens dann, wenn die Menschen das Vertrauen in beliebig vermehrbares "Papiergeld" verlieren.

Notenbankbilanzen werden aufgebläht

Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 ist die Bilanzsumme der US-Notenbank von 0,9 Billionen US-Dollar auf über sieben Billionen US-Dollar angeschwollen und die der EZB von 1,3 Billionen auf mittlerweile sieben Billionen Euro. Allein in den vergangenen zwölf Monaten ist die Bilanzsumme der US-Notenbank Federal Reserve fast so stark gestiegen wie in den zwölf Jahren zuvor. Die EZB-Bilanzsumme wuchs zwar nicht ganz so stark, lag allerdings vor Jahresfrist bereits auf einem höheren Niveau.

Verständlicherweise interessieren sich nur wenige Menschen für die Entwicklung von Zentralbankbilanzen und nehmen deshalb keine Kenntnis von diesem Trend. Erst wenn das Geld spürbar an Wert verlieren würde, und dies Jahr für Jahr, droht das Vertrauen zu erodieren.

Ohne Inflation , das ist eine in den vergangenen Jahren gewachsene Erkenntnis, sehen die Menschen aber keinen Anlass, sich Sorgen um die Werthaltigkeit ihres Geldes zu machen. Erst wenn die Preise spürbar und dauerhaft steigen, erscheint den Menschen die Hortung von Geld und unverzinsten Guthaben als Dummheit. Von diesem Zustand sind wir aber noch weit entfernt, ohne zu wissen, wie weit.

Der Zins bleibt tief - weil er es muss

Wir wissen allerdings, dass die Notenbanken den Geist, den sie gerufen haben, nicht mehr zurück in die Flasche bringen können. Die Bekämpfung steigender Inflationsraten durch deutliche Zinserhöhungen wird zukünftig nicht mehr möglich sein, denn die steigende Zinslast würde viele Staaten, Unternehmen und private Schuldner in den Ruin führen.

Deshalb werden die Notenbanken an ihrer Tiefzinspolitik festhalten müssen; sie können nur hoffen, dass eine moderate Inflation bei gleichzeitig niedrigen Zinsen die Schuldenquoten wieder ins Lot bringt, ohne einen Kollaps des Finanzsystems zu verursachen. Immerhin gibt es eine Art Blaupause für dieses Unterfangen. In der sogenannten Finanzrepression von 1942 bis 1954 haben die USA es geschafft, ihre Schuldenquote massiv zu verringern.

Finanzrepression als Lösung

Dies gelang mit einem staatlich festgesetzten Zins von 0,375 Prozent für kurzlaufende und 2,5 Prozent für langlaufende Staatsanleihen. Gleichzeitig boomte die Wirtschaft und die durchschnittliche Inflation lag in diesen Jahren bei knapp vier Prozent, schwankte allerdings erheblich in einer Bandbreite von minus drei Prozent im Sommer 1949 bis zu fast plus 20 Prozent im März 1947.

Der Höchststand der Schuldenquote wurde Ende 1946 mit 119 Prozent erreicht und fiel bis 1954 auf 69 Prozent. Das gelang, weil das nominale Wirtschaftswachstum in diesem Zeitraum bei rund sieben Prozent p.a. lag (Realwachstum 3,1 Prozent, Inflationsrate 3,9 Prozent) und niedrige Zinsausgaben den Staatshaushalt entlasteten. Deutschland musste zur Reduzierung seiner Schuldenquote notgedrungen einen anderen Weg gehen: Eine Währungsreform verbunden mit einem Lastenausgleich für Immobilienbesitzer.

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Binder Manfred, MLS

allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger

Quelle: Flossbach von Storch

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